Projekt Paradoxon


Drei Fenster hier.
Das eine hat einen vorzüglichen Blick
auf die Hauswand gegenüber.
Das andere macht durch Pixel die Farben,
es lässt Chancen verstreichen
Und hilft Zeit totzuschlagen.
Das dritte hat nur das dumpfe zum schaun,
Haussegen schief - Niveau noch unterm Kellerverlies.
Manipulativ der Sklave auf der Fernbedienung liegt,
die so heißt weil der über die Welt entschied,
der den Roten Faden im Programm noch zieht..
Drei Fenster, nur vages zu sehen.
Ich sollte auf Reisen gehen.

Samstag, 24. August 2013

Falsche Früchtchen auf Paradisia - Ein Kapitel für den Reisebericht.


Eine Zeichnung zweier Geröllkauze von Bertolt Knecht.

Falsche Früchtchen auf Paradisia.

Sie fielen nieder wie Sternenstaub,
auf den Planeten namens Paradisia.

Ikarus Wanderlust überprüfte abschließend die Landungskoordinaten.
Koordinate zwischen Erd und Himmelreich: 999 666 999 666.
Das Schiff drang lautlos in die Atmosphäre dieses Erdenrunds ein,
bettete sich wie Samt,lautlos auf den Wolken, über einem Grünen Garten unter Hell, sich im Aufgehen befindlichen, Sonnen.

Die ihre Lichter nach alldem warfen was sich dort unten befand. Auf dieser Orangeförmigen Oase inmitten von dem kalten, unerbittlich lautlosen All.

Ein Orangeförmiger leicht marine blau schimmernder Planet, abseits der interstellaren Handelsrouten durch gedehnten Raum trieb dort,  wo sonst nur verschiedene Pseudoimperialistische Räuberbanden und Stämme einen Kampf um Rohstoffe austrugen.

Marek Klippendichter gab die Landekoordinaten ein und wie von Selbst sank das Schiff hinein in die Wolkendecke, es ging hernieder, durch Etagen von Wolkenlandschaften bis sich unten, versprechend und saftig das gelobte Land unter ihnen auftat.

Das Land, es war gespickt von Wäldern, weiten Seen, und Flüssen die sich von oben klar als die Adern des Lebens, dieses Planeten abzeichneten. Bertolt Knecht, der dritte im Bunde war sich längst sicher um seine Hypothese, dass auch Planeten, Wesen mit Bewußtsein und einer dem Reifen und Wachsen, zielgerichteten Intelligenz waren. Er spürte dies auf Paradisia deutlicher als jemals zuvor. Der Alte, ihr Mitbringsel aus dem Semi Paradoxum Sternsystem (sie kannten seinen Namen nicht, deswegen sagten sie schlichtweg "der Alte") hing mit einer Flasche besten Honigmets, in einem raren und zerfetzten aber dennoch anmutig aussehenden Sessel, und sprach Seinsvergessen ein paar Reime. Nuschelte und stierte zur Decke hoch.

Bertolt rief: "Hey Alter, teurer Freund, du musst dir das einverleiben, diese Aussicht! Lös dich von dem Gebräu und komm heran, mein Guter." Der Alte stoppte abrupt seine Nuschelreime, und sagte mit Freude in der Stimme und einer Art Jugendlicher Klarheit im Blick:"Jeder Eindruck, ist auch ein Ausdruck wert, weil was rein muss, auch raus muss, findet ein Beisammensein im geliebten Herz!" Sprang mit diesen Worten fidel, aus dem alten Staubigen Sessel und hüpfte beschwipst zur Navigationsfront des Schiffes, postierte sich bei den drei Freunden Ikarus, Marek und Bertolt und legte seine Arme auf die Schultern selbiger.

Marek von Beruf Dokumentator und Zeitraffer in Sternensystemen Links und Rechts von Semi Paradoxum, pflanzte sich mit Freude an die Navigationsfront und pö a pö brachte er das Schiff in tiefere Gefilde, bis sie schließlich an einer geeigneten Stelle sanft auf dem Boden aufsetzten, was ein wenig Staub und Pollen in der Luft kreiseln ließ und die kleinen Gräser ein wenig bog.

"Auf, meine Freunde, wir erkunden die Landschaft!" Sagte Marek, und warf seine Berichte und Notizen und allerlei Schreibzettel in seinen bunten Rucksack. Ikarus, ganz der Schaukler, griff seine aus Ultraleichtmarmorgestein Schaukel, also ein Gestell samt Brett und Seideneisenschnüren, verstaute sie in seinem Wandersack und war bereit für Schandtaten,an absteigenden Ästen, wie er scherzhaft zu sagen pflegte. Er schaukelte für sein Leben gern.

Bertolt zückte Pinsel und Farbe, bereit stundenlang Panoramen einzufangen und die Beschaffenheit der Tier und Pflanzenwelt zu studieren. Der Alte griff einfach nur nach dem Honigmet und folgte den Dreien aus dem Schiff hinaus.

"Luft aller reinster Suppe!" schnüffelte der Alte.

Erstmal draussen auf die Wiese getreten, liefen sie gemeinsam ein Stück, hinein in einen Wald, der voll war von Harmonien, von Vogelgesängen und Krabbeltiergezirp. Erfrischend kühl war es dort. Der Wald war ein einziger Organismus, schloss Bertolt als er über Wurzeln stolperte die sich nach seiner Berührung rasch wieder in den Erdboden verzogen.

Marek stützte seine These als sie über eine Art Brücke gingen welche über Jahrtausende, zusammengewachsene Wurzeln gebildet hatten. Unten ein kleiner Bachlauf. Der unaufhörlich plätscherte und kühles Nass aus felsigen Höhen hinein, in die von Baumwipfeln überschatteten Täler brachte. Drei ganze Tage weilten sie in den dortigen Tälern und waren einfach dort und beobachteten wie das Sein dort waltete.

Am vierten Tag beschlossen sie in ihr Schiff zurückzukehren und einmal die Hochebenen, (die sich sanft am Horizont aufgetan hatten, als der Alte, mal wieder geizig mit Rauchgut und Honigmet, auf einen der höchsten Bäume geklettert war, um sein Hab und Gut vor den anderen zu schützen) eines "Detailverliebten" Blickes zu erproben, wie der Herr Bertolt gern zu sagen pflegte.

Die drei Freunde sahen es dem Alten nach, für sein Alter war der Alte doch gar nicht so alt, und tendierte eher zu einem sehr kindischen Gebaren. (Er konnte allerdings auch auf grummelig) Das mochten sie an ihm. Und im Endeffekt teilte er doch, wenn sie am späten Abend gesellig verweilten.

Als am fünften Tag sich das Schiff langsam im Morgenrot aus den Baumwipfeln erhob, zwinkerte Marek kurz mit den Augen und in ihren urigen Staubsesseln spürten sie ein Bauchkribbeln, und siehe da, sie waren an den Hochebenen angelangt.

Dort bot sich ihnen beim Überflug ein ganz anderes landschaftliches Bild: kahle Steinfassaden, geschmückt mit ein paar widerstandsfähigen Kräutern und Sträuchern und am obersten Ende der Hochebene, ein Baum wie in den Himmel dahinter eingegossen.

Gerade dehnten sich seine Zweige im frühen Licht der Sonnen. Sie stiegen dort widerrum aus, und betrachteten diesen einsamen Baum, der über all dem Geschehen unten in den Tälern thronte. Er trug Früchte.

"Meine Freunde, Bergäpfel." schloss Bertolt.Schaute der alte verdutzt:
"Was? Pferdäpfel? Wie sollen die denn hier hoch gelangt sein, über Stock und Stein mit ihrem Hufen und klapprigem Gebein?" Und sieh, sie riechen auch gar nicht in bekannter Strenge." Die anderen drei beguckten sich feist lächelnd:

"Alter, BERG nicht PFERDäpfel". feixte Marek freundlich drein schauend, den alten über seinen Gehörfehler aufklärend. "AHHH, jetzt geht mir ein Licht auf". Stimmte der Alte mit ein.

Ikarus langte nach einem der Früchte, da hörten sie im Rücken auf einmal schwarze ledrige Hochglanzschuhe auf altem, zeitlosen Gestein.

Sie drehten sich allesamt:
Es war Herr Ziege, der alte Wettspieler, um Leib und Seele.
Gestriegelt wie immer und zwiezüngelig, einen Melonenhut, ein wenig schief auf dem Kopf, lächelte er als wolle er stets herausforden.

"Meine Lieben". Sagte er da: "Was hat euch denn hierhin vertrieben und wie seid ihr über die Schwelle in dieses Sternsystem gelangt"?

Da sagte Marek:"PFF! Billig!" Durch den Glauben dass es mehr gibt als wir sehen, du Zweizüngler"! Übernahm da der Bertolt das Wort:"Feister Kollege dich kennen wir gut genug". ergänzte Marek da." Du kommst doch nicht einfach auf einen Höflichkeitsbesuch an diesem hohen Ort vorbei, oder"?! Was willst du?"

Stille. Man hört Häärchen für Häärchen die Nerven reissen.

"Der will uns verarsche, sag iech äuch, mein Froindschaften"!
lallte der Alte, der mal wieder ein paar der Schlücke Honigmet zuviel hatte.

"Kosten will er uns lassen, von den Früchten dieses falschen Gestrüpps. Versprechen will er uns irgendwelche unhaltbaren Kräfte im Tausch gegen die einzig wahre Kraft die uns schon inne liegt: Die Seele"! Da schauten die drei anderen Freunde nicht schlecht: Ein beispielloser Moment der Klarheit,trotz der überbordenen Liebe zum Honigmet.

"Meine Freunde". Begann da der Herr Ziege, diese Äpfel stehen für die Wahrheit allen Seins, kostet, und ihr sollt das höchste aller Dinge erkennen und wissen was Gut und was Böse ist, offenbarte er. Das Allsein will euch doch trennen von den Wahrheiten! So wollte der Herr Ziege sie überreden von den Äpfeln zu kosten.

Da ging der Marek einher, nahm sich einen der Äpfel, biss fast hinein doch ließ es dann aprubt. Drehte sich fix, und schleuderte dem Herr Ziege den Apfel gegen die Birne, der Apfel teilte sich in Zwei Hälften, weil der Herr Ziege scharfkantiges unter seiner Haarpracht versteckt. Und siehe da, der Weisheit Erlösung, sie war eine falsche. Der Apfel war innen ganz braun und verfault. Der Herr Ziege war nur ein Quacksalber. Ein falscher Spieler, ein Pseudorebell entgegen den Selbsternannten Gottheiten, die für sich selbst nur Wesen höherer Intelligenz sind, aber keineswegs das Allsein selbst.

Marek war diesem wirklichen Rebell, der einst die armen Wesen (die Menschen waren oder auf der Stufe zur Menschlichkeit) und ihre damals unterdrückten Leiber und Seelen, aus ihrem Joch der vermeintlichen Gottheiten befreit hatte, einmal begegnet.

Dieses Wesen gab ihm, dem Dokumentator, dem Zeitraffer Semi Paradoxums´ die Erkenntnis um die eigene reine Göttlichkeit. Marek wußte, diese Erkenntnis ist im Innern der Seelen gespeichert und es braucht keine Äpfel oder äußere Impulse um zur Wahrheit zu gelangen.

Die Wolken standen beinahe wie still.

"Du bist ein recht guter Spieler, Herr Ziege." Sagte der Marek da. "Doch bedenke, welches Kompliment, kommt ohne Lüge aus und welche Wahrheit ohne Grobheit?" Zwinkerte er dem Herr Ziege zu, der enttäuscht war weil ihm wieder potenzielle Sklaven durch die Finger gegangen waren. Da ging der alte einher und schenkte dem Herr Ziege ein Köpfchen vom Rauchgut für sein edles Holzpfeifchen.

"Mach dir nix draus"! Das Paradies ist halt ungreifbar aber nah, weil es schon längst in uns war". Nahm einen kräftigen Schluck vom Honigmet und ließ die Flasche in der Runde kreisen. Diesen Abend verlebten sie noch ein geselliges Beisammensein mit Herr Ziege, der nicht mehr länger gesuchte die Reisenden zu täuschen.

"Paradisia ist schön aber das Paradies ist es nicht".

Offenbarte der Herr Ziege zuletzt in einem kleinen Memo an die Freunde als sie längst wieder auf Kurs Richtung Semi Paradoxum waren. Marek schloss dass sie einen Freund mehr gewonnen hatten und ein Kapitel mehr für seinen Reisebericht.

Eine Geschichte von M.

Gruß, M.
Eine Liebe!

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